Prolog Eine Kirche wird zur Moschee Eine multimediale Dokumentation von Özgür Uludag
Zum ersten Mal wird
in Deutschland eine Kirche in eine Moschee umgewandelt. Die Kapernaumkirche soll zur Masjid Al-Nour Moschee werden. Wie kam es dazu? Welche Erinnerungen verknüpft die ehemalige Gemeinde mit diesem Gebäude? Und wer sind die Muslime, die jetzt die Kirche in eine Moschee umwandeln?
Der ehemalige Pastor der Kapernaumkirche Wolfgang
Weißbach und ein ehemaliger Kirchenvorstand erzählen von ihrer Zeit in der Kapernaumkirche. Die letzte Pastorin der evangelischen-lutherischen Kapernaumkirche Susanne Juhl erzählt, wie schwer ihr die Übergabe gefallen ist. Sie und die Nachbarn im Seniorenwohnheim sind dennoch guten Mutes. Warum?
Dazu müssen wir die Islamische Al-Nour-Gemeinde kennenlernen, welche die Kapernaum Kirche in eine Moschee umbauen lässt.
Behalten Sie den Überblick! Inhaltsverzeichnis Kapitelauswahl
Hier und an der rechten Menüleiste finden Sie das Inhaltsverzeichnis. Jedes Fenster bringt Sie an den Anfang eines Kapitels.
1. Kapitel Neubau evangelischer Kirchen Nachkriegsdeutschland
Nachdem die Kriegstrümmer weitgehend beseitigt und viele Arbeiterwohnblöcke fertiggestellt sind, werden auch wieder neue Kirchen gebaut. Kein Gemeindemitglied sollte weiter als 500 Meter zur nächsten Kirche laufen müssen. Das war der Anspruch der Evangelischen Kirche damals. So wurden im Kirchenkreis Hamburg-Ost 151 Kirchen gebaut, 75 davon ab dem Jahr 1952. Im Hamburger Stadtteil Horn wurden im Umkreis von wenigen hundert Metern 1957 zunächst die Philippus Kirche, 1958 die Nathanael Kirche und im Dezember 1961 die Kapernaumkirche eingeweiht.
Im Arbeiterviertel Hamburg-Horn Die Kapernaumkirche Baufläche zwischen Sievekingsallee und Horner Rennbahn
Hier soll die neue evangelisch-lutherische Kapernaumkirche gebaut werden. Auf der Bauchfläche direkt gegenüber der Horner Pferderennbahn standen vorher noch Baracken und Schrebergärten. Die neueren Gebäude in direkter Nachbarschaft zur Baufläche werden gerade fertiggestellt.
Architekt Otto Kindt Zwei Jahre wird gebaut Zeitgenössischer Kirchenbau
Architekt Otto Kindt konzipierte den Bau der Kapernaumkirche. Zuvor
wurden bereits zwischen 1953-1957 die Thomas-Kirche in Hamburg-Rothenburgsort und
1956 die Osterkirche in Neuengörs nach seinen Plänen gebaut. Mit ihren
rechteckigen und dreieckigen Formen aus Beton und Ziegelsteinen korrespondiert
die Kirche mit den Häusern in ihrer Umgebung. Das Kupferdach und der getrennt stehende 44 Meter
hohe Kirchturm überragt die Umgebung und unterstreicht damit die Präsenz der Kirche in dem Stadtteil.
Das Herzstück des Kirchturms Die Glocken-Lieferung Vier Glocken in verschiedenen Größen und Klängen
Jede Kirche bekommt eigene Glocken, durch die sie ihren Charakter erhält. So auch die Kapernaumkirche. 1963 wurden die Glocken geliefert und feierlich eingeweiht. Allerdings durften die Glocken in den letzten Jahren der Kapernaumkirche nur
noch wenige Minuten läuten, da die Schwingungen den Kirchturm in
Mitleidenschaft gezogen hatten.
Nach der Entwidmung der Kapernaumkirche wurden die Glocken entfernt. Heute läuten die Kirchenglocken der Kapernaumkiche in der evangelisch-lutherischen St. Ansgarkirche in Hamburg-Langenhorn.
Eine Orgel aus der Werkstatt von Alfred Führer Der Klangkörper der Kapernaumkirche Sie ist immer noch zu hören
Mehr als 40 Jahre erklang die Orgel aus der Werkstatt von Alfred Führer
in der Kapernaumkirche. Nach der Entwidmung der Kirche fand auch die Orgel eine neue Heimat und erklingt nun wieder in der evangelisch-methodistischen Christuskirche
im Nachbarstadtteil Hamburg-Hamm.
Der evangelisch-lutherische Gottesdienst in der Kapernaumkirche
Die besondere Akustik ermöglichte es dem Pastor sich ohne ein Mikrofon bis in die letzten Reihen
des Raums
verständlich zu machen, ohne laut werden zu müssen. Durch die rautenförmigen Ziegelstein-Muster, die zwischen den
Betonpfeilern verbaut
wurden, wird der Schall reflektiert. Die
farbige
Glasmosaikfront hinter dem Altar,
von Claus Wallner konzipiert, durchflutete das Kirchenschiff mit warmem Licht.
2. Kapitel Rocker-Pastor Wolfgang Weißbach Rock 'n' Roll im Gottesdienst
Pastor Wolfgang Weißbach
Ehemaliger Pastor der Kapernaumkirche
Von seinem ersten Pastorengehalt kaufte er der Jugend-Beat-Band der Gemeinde die Tonausrüstung. Später hat er sich dann auch um die harten Jungs, wie Rocker und Biker, gekümmert, die sich ihm auch anvertrauten. Zu einigen hat er heute noch Kontakt und trifft sie manchmal.
Amtseinführung von Pastor Weißbach Pastor auf Lebenszeit Kapernaumkirche Hamburg-Horn
Amtseinführung von Pastor Wolfgang Weißbach
Kapernaumkirche Hamburg-Horn
Er war erst 28 Jahre alt, da entsandte ihn Hamburgs damaliger Bischof Hans-Otto Wölber an die Kapernaumkirche nach Hamburg-Horn. Von 1966 bis 1967 war er Hilfspastor. Ein Jahr später wurde er als Pastor auf Lebenszeit eingestellt und mit der Beatband wurde die Kapernaumkirche bundesweit bekannt.
Die Zeit von Umbruch und Revolte Beaten und Beten Pastor Wolfgang Weißbach
Die Zeit von Umbruch und Revolte Beaten und Beten Pastor Wolfgang Weißbach
"Beaten und Beten"
Als Hamburgs Bischof Hans-Otto Wölber Mitte der 1960er Jahre
den 28-jährigen Hilfsprediger zum "Üben" zur Kapernaumkirche in Hamburg Horn
schickte, konnte er nicht wissen, was für eine ungewöhnliche Geschichte aus
dieser Entscheidung folgen sollte. Es war die Zeit des Rock'n'Rolls; Auf- und Wiederstand lagen in der Luft. Die Jugendlichen wollten sich vom Mief
der Eltern befreien und suchten nach Abgrenzung. In der Gemeinde von Pastor
Wolfgang Weißbach fanden sie die Möglichkeit Religion und ihre Lebensart zu
vereinen. "Beaten und Beten" hieß das damals. Bischof Hans-Otto Wölber war es
recht, dass Pastor Wolfgang Weißbach die außer Kontrolle geratenen Jugendlichen
halbwegs in den Griff bekam. Nach und nach sprach sich der ungewöhnliche
Beatgottesdienst herum.
Die "Katzenmusik" der "Langhaaraffen"
Aber nicht alle wollten dem Tabubruch tatenlos zusehen.
Eine Gruppe von "anständigen Hornern" wollte mit einer Unterschriftenaktion
die "Katzenmusik" der "Langhaaraffen" verbieten und Pastor Weißbach
abberufen lassen. Bischof Hans-Otto Wölber ließ sich nicht beirren und ließ
Anwaltskosten wegen der zahlreichen Anzeigen, unter anderem wegen
Lärmbelästigung, begleichen.
Harte Jungs treffen auf anständige Bürger
Pastor Wolfgang Weißbachs Motto war: "Alle
Menschen wollen liebgehabt werden". Besonders kümmerte er sich um Jugendliche, bot
ihnen Unterkunft, wenn sie mal wieder aus dem Jugendheim abgehauen waren.
Später kamen Rocker hinzu. Die tranken und randalierten auch schon mal, aber
mit der Zeit konnte Pastor Weißbach ihr Vertrauen gewinnen und wurde der "Rocker
Pastor Weißbach". Wiederholt kam es zu komplizierten Situationen, wenn
die evangelisch-lutherische Gemeinde in Horn auf die Rocker traf, erinnert sich Pastor Weißbach. Aber alle Schäfchen unter
einem Dach zu vereinen, war seine große Herausforderung und das scheint ihm
gelungen zu sein. Gelegentlich trifft der 75-jährige Zwickauer heute noch,
sowohl manche seiner Rocker also auch die "normalen" Gemeindemitglieder. Wenn
er zurückschaut, gibt er zu, dass es manchmal ganz schön wild zu ging, aber im
Großen und Ganzen blickt er mit viel Dankbarkeit auf die Jahre zurück, in denen er
wirklich etwas bewegen und in die Herzen seiner Gemeindeglieder dringen konnte.
Die Beatband spielt in der Kirche Die Kapernaumkirche im Fernsehen Der etwas andere Gottesdienst
Der Beat-Gottesdienst 1967 im Fernsehen
Ein ökumenischen Jugendgottesdienst am Reformationstag 31.10.1967
Der Beatgottesdienst von Pastor Wolfgang Weißbach fand bundesweit Aufmerksamkeit, als sogar das Fernsehen vorbeikam und
am 31. Oktober 1967
einen Beitrag über einen ökumenischen Jugendgottesdienst zum Reformationstag produzierte.
3. Kapitel Eine lebhafte evangelisch-lutherische Gemeinde Als die Kapernaumkirche noch gebraucht wurde
Nach den Jahren mit dem Beatgottesdienst und nachdem Pastor Weißbach nach Bargteheite (bei Hamburg) berufen wurde, gab es wieder den gängigen evangelisch-lutherischen Gottesdienst in der Kapernaumkirche. Mit dem Anstieg der Gemeindearbeit wurde ein neues Gemeindehaus errichtet, indem beispielsweise der Konfirmationsunterricht stattfand. Sowohl an den christlichen Feiertagen Weihnachten und Ostern als auch zu Hochzeiten und Trauerfeiern waren die Gottesdienste gut besucht.
Ein Urgestein aus Hamburg-Horn Heinz-Jürgen Kammeyer Ehemaliges Kirchenvorstandsmitglied der Kapernaumkirche
Heinz-Jürgen Kammeyer über seinen schönsten Augenblick in der Kapernaumkirche
Ehemaliges Vorstandsmitglied der Kapernaumkirche
Bereits als kleiner Junge hatte er rund um das Gelände, wo später die Kapernaumkirche entstehen sollte, gespielt. Er wurde dort konfirmiert, hat dort geheiratet und er war für einige Jahre im Kirchenvorstand der Kapernaumkirche. Heinz-Jürgen Kammeyer bedauert den Verlust der Kapernaumkirche - hat aber auch Mitgefühl für die Bedürfnisse der arabisch-muslimischen Al-Nour Gemeinde.
Heinz-Jürgen Kammeyer blickt zurück Der Charakter des Gebäudes ist verloren "Für mich wäre es leichter gewesen, die Kapernaumkirche wäre abgerissen worden"
Heinz-Jürgen Kammeyer
Ehemaliges Mitglied des Kirchenvorstands der Kapernaumkirche
4. Kapitel Die Gemeinde schrumpft Die letzten Tage der Kapernaumkirche
Der demografische Wandel in den 1980er Jahren führte dazu,
dass die Zahl der Gemeindeglieder der Kapernaumkirche stetig sank.
Die Kinder waren erwachsen geworden und zogen in andere Stadtteile, die Alten wurden weniger. Hinzu kamen neue Nachbarn aus der Türkei,
Griechenland oder Italien. Der Stadtteil veränderte sich.
Traurige Weihnachten 2002 Der letzte christliche Gottesdienst Pastorin Susanne Juhl trat ihre Pastorenstelle im Jahr 2001 mit der Vorgabe an, die Gemeinde auf den Auszug aus der Kirche vorzubereiten.
Pastorin Susanne Juhl
über den letzten christlichen Gottesdienst in der Kapernaumkirche
"Wir haben den letzten Gottesdienst ruhiger angehen lassen, weil wir
natürlich auch traurig waren, die Kapernaumkirche aufgeben zu müssen.
Das ist einfach nicht schön. Wir haben dann die liturgischen Gegenstände
aus der Kirche entfernt und sie gemeinsam mit dem Kirchenvorstand in die Martinskirche getragen."
5. Kapitel Entwidmung kein Einzelfall Die Kapernaumkirche wird entwidmet
Seit dem Jahr 2003 stand die Kapernaumkirche leer. Ihre Sanierung sollte mehr als 1,5 Millionen Euro kosten. Doch die evangelisch-lutherische Gemeinde konnte die laufenden Kosten für fünf evangelische Kirchen in Hamburg-Horn nicht länger tragen. Das bedeutete das Aus für die Kapernaumkirche. Die Folge war die Entwidmung und der Verkauf an einen Immobilienmakler.
Kein Einzelfall: In Hamburg wurde zum Beispiel die Bugenhagenkirche 2004 geschlossen und als Kultur-Bühne genutzt. Auch die Heiligengeistkirche und
Rimbert-Kirche wurden 2005 entwidmet und 2008 sogar abgerissen. Auch die Dietrich-Bonhoeffer-Kirche, wird seit 2005 nicht mehr für evangelisch-lutherische Gottesdienste genutzt, ebenso wenig wie die Johanneskirche und
St.-Marien-Kapelle, die 2011 entwidmet wurden. Die Bethlehem-Kirche wurde 2005
entwidmet und der Umbau zur Kindertagesstätte ist geplant. Die Simeonkirche wurde 2003 verkauft und wird heute als griechisch-orthodoxe Kirche des heiligen Nikolaus genutzt. Die Nathanaelkirche wird seit 2005
von der Gemeinde afrikanischer Christen genutzt und die Gnadenkirche wurde 2004
verkauft und wird seit 2007 von der russisch-orthodoxen Kirche genutzt.
Pläne scheitern an den Vorgaben des Denkmalschutzamtes Umwidmung der Kirche Mietwohnugen, Seniorenzentrum oder Kita?
Ursprünglich hatten drei Investoren geplant auf dem Gemeindegelände Mietwohnungen und ein Seniorenzentrum zu bauen und die Kirche stehen zu lassen. Das Gemeindehaus, zwei Pastorate und die Kita sollten dafür abgerissen und die Kita in die Kirche verlegt werden. Eine Hälfte des Gebäudes sollte in eine überdachte Freifläche umgewandelt werden und in der anderen Hälfte wäre eine
Sakralnische für Andachten und Taufen entstanden. Wegen Vorgaben des Denkmalschutzamtes konnten diese Pläne nicht umgestzt werden. Zum Schluss blieb dem Eigentümer keine andere Wahl, als das Gebäudes auf dem Immobilienmarkt anzubieten. In der Zwischenzeit hatten einige Roma den Eingangsbereich als Unterschlupf zum Schlafen genutzt.
Pastorin Susanne Juhl über die Pläne "Abriss war keine Option" Welche Möglichkeiten gab es?
Pastorin Susanne Juhl
Kirchengemeinderatsvorsitzende Hamburg-Ost
Vorstandsvorsitzender der Al-Nour-Gemeinde Kirchenkauf als Notlösung Inserat im Internet entdeckt
Daniel Abdin
Vorstandsvorsitzender Islamisches Zentrum "Al-Nour"
Nachdem der Eigentümer der Immobilie zehn Jahre lang keine Verwendung für das Gebäude fand, bot er es im Internet
zum Verkauf an.
Der Vorsitzende des Islamischen Zentrums Al-Nour e.V. Daniel Abdin wurde dort auf das Angebot aufmerksam. Der libanesische Kaufmann und
Sozialarbeiter war bereits seit mehr als acht Jahren auf der Suche nach einem angemessenen Ort für seine Gemeinde, die
schon seit mehr als 20 Jahren in einer Tiefgarage in Hamburg-St. Georg ihren
Gottesdienst verrichtet.
Ihm und seiner Gemeinde wäre der Neubau einer Moschee lieber gewesen, aber er sah auch die Chance, die sich bot.
Kreuz und Krone werden vom Kirchturm entfernt Das Ende der Kapernaumkirche Das Kruzifix war ein Werk Klaus-Jürgen Luckeys
Kreuz wurde durch den arabischen Schriftzug Allah ersetzt
Allah wird von arabischen Christen als Begriff für Gott verwendet
Umwidmung von Gotteshäusern Kirchen im neuen Look Weiterführende Links
Kreative Nutzung
Statt das Gotteshaus verfallen zu lassen oder gar abzureißen, werden in den Niederlanden und in Belgien viele Jahre schon leerstehende Kapellen und Kirchen kreativ umgewandelt: zur Wohnung, zum Hotel oder zur Skaterhalle.
Wohnen in der Kirche
Austritte und alternde Gemeinden führen dazu, dass manche Sakralbauten in Deutschland aufgegeben werden. Trotz der Wohnungsnot in vielen Städten werden dennoch bislang nur wenige Kirchen zu Wohnzwecken umfunktioniert.
Entwidmete Kirchen
Wikipedia-Liste entwidmeter Evangelisch-Lutherischer Kirchen in
Norddeutschland. Aufgeführt sind Kirchenschließungen der jüngeren Zeit (etwa
seit 1990).
Kirche zu verkaufen
In den großen Kirchen gibt es Entscheidungskriterien für Fragen der Umnutzung. Denn Umnutzung und Verkauf sind sensible Themen.
6. Kapitel Al-Nour Moschee Islamisches Zentrum im Stadtteil St. Georg
1993 wurde die Gemeinde als eine von dutzenden Moscheen am Steindamm in Hamburg-St.Georg gegründet. Alleine in diesem Gebäude befinden sich neben der Al-Nour Moschee noch die Mosche der Albaner und die der Pakistanis.
Neben den libanesischen Gründungsmitgliedern gehören vor allem Araber aus dem Nahen Osten und
Nordafrika zur Gemeinde; Aber auch Muslime aus der Türkei, der Sahelzone oder Zentralasien, wie Afghanisten oder Pakistan und Indonesien sowie Konvertiten. Auch Schiiten aus dem Libanon, Irak oder Iran beten in dieser Tiefgaragen-Moschee. Die Gemeinde bietet allen Muslimen ein vielseitiges Programm und Gäste dürfen an Führungen oder Vorträgen teilnehmen. Als Mitglied der SCHURA, dem Rat der Islamischen Gemeinden in Hamburg, ist die Al-Nour Gemeinde mit den übrigen muslimischen Gemeinden vernetzt und steht im Dialog mit den Vertretern der Stadt Hamburg. Der Gemeindevorstand bemüht sich mit Transparenz und Offenheit den interreligiösen Dialog mit der evangelischen und katholischen Kirche sowie mit der jüdischen Gemeinde in Hamburg auszubauen. Um den Dialog weiter zu fördern und Fehldeutungen entgegenzutreten, wurde eine Handreichung "Einblicke in den Islam" oder "Einblicke in den Koran" in deutscher Sprache erarbeitet und veröffentlicht.
Gottesdienst in der Tiefgaragen-Moschee Seit mehr als 15 Jahren betet die arabisch-muslimische Gemeinde Al-Nour in einer Tiefgarage
Gottesdienst in der Tiefgaragen-Moschee
Islamisches Zentrum - Masjid Al-Nour
Die Alsterdorfer Sporthalle Festtagsgebet Eid al-Fitr 2016 Die Gemeinde passt nicht in die Tiefgaragen-Moschee
Ende des Fastenmonats Ramadan
3.500 Muslime zelebrieren das Festtagsgebet Eid al-Fitr
Der islamische Kalender richtet sich nach dem Mond. Mit der Sichtung des Neumondes am letzten Tag des Fastenmonats Ramadan beginnt das Ramadanfest. Für das Festtagsgebet muss dann die Event- und Sporthalle in Alsterdorf angemietet werden. Auch zum Opferfest füllt sich die Halle bis auf den letzten Platz.
Eine Studie von Marion Koch, Joachim Reinig Moscheen und Gebetsräume in Hamburg Untersuchung der räumlichen Situation
Eine Studie von Marion Koch, Joachim Reinig Moscheen und Gebetsräume in Hamburg Untersuchung der räumlichen Situation
Moscheen und Gebetsräume in Hamburg
Zusammenfassung der Studie von Marion Koch und Joachim Reinig
Die Untersuchung von Gebetsräumen und Moscheen in Hamburg wurde im Auftrag der drei Islamischen Religionsgemeinschaften SCHURA, DITIB und VIKZ im Zeitraum von Januar bis März 2013 durchgeführt. Es wurden 42 Moscheegemeinden befragt, in deren Räumen täglich gebetet wird. Die Gespräche vor Ort mit den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern machten deutlich, dass fast jede Moschee einen großen Bedarf an zusätzlichem Raum hat.
Bedürfnisse der Gemeinden
Zum einen für eine würdevolle Ausführung des Freitagsgebets: Fast alle Moscheen können ihre Gläubigen zum Freitagsgebet nicht in ihren Räumlichkeiten aufnehmen. Die jungen islamischen Gemeinden haben insgesamt zum Freitagsgebet etwa so viele Besucher wie die christlichen Kirchen zum sonntäglichen Gottesdienst. Die Räume sind mehrfach überbelegt und die Gläubigen beten auch auf Fluren, in Kellern, Höfen und Vorgärten. Zum anderen für die Kinder- und Jugendarbeit, die weit über den Koranunterricht hinausgeht. Hier ist der Raummangel evident.
Gesellschaftliche Aufgabe der Moschee-Gemeinden
Die Moscheegemeinden übernehmen hier Verantwortung bei der Integration in das gesellschaftliche Leben in Hamburg, indem sie Jugendlichen ein religiöses, kulturelles und soziales Zuhause geben und ihnen beratend in allen Lebensfragen zur Seite stehen. Die Arbeit in den Moscheegemeinden wird fast durchgängig ehrenamtlich mit großem Engagement ausgeführt. Moscheen gelten vielerorts als Räume für Männer. Außerhalb des Freitagsgebetes werden jedoch auch die Muslima angesprochen. Viele Moscheen haben eigene Frauenvorstände und eine selbstständige Frauenarbeit. In der Kinder- und Jugendarbeit sind in vielen Gemeinden die Mädchen und jungen Frauen in der Überzahl. Über die Arbeit innerhalb ihrer Gemeinde hinaus engagieren sich zahlreiche Moscheen in Stadtteilbeiräten, interreligiösem Dialog und zum Beispiel bei Stadtteilbasaren und Straßenfesten. Die Moscheen sind mit ihren vielfältigen Aufgaben und Angeboten Teil der gesellschaftlichen Realität der Stadt Hamburg geworden, was jedoch in der Öffentlichkeit nicht in dieser Deutlichkeit wahrgenommen wird.
Fehlende Wahrnehmung
Sie sind kein Gegenstand von Stadt- oder Standortplanung und ihre baulichen Zustände sind diskriminierend, auch wenn der Brandschutz überwiegend erfüllt ist und die meisten Moscheen auf dem jetzigen Stand planungsrechtlich zulässig sind. Veränderungswünsche scheitern jedoch am Planrecht, fehlendem Zugang zu Ansprechpartnern in Politik und Verwaltung und manchmal auch an fehlenden finanziellen Möglichkeiten. Die Untersuchung stellt die innere und stadträumliche Situation der Moscheen dar, die Arbeitsschwerpunkte und baulichen Wünsche der Gemeinden. Sie wird ergänzt durch Portraits der Ansprechpartner und ihren jeweils ganz persönlichen Wünschen für die Gemeinde. Abschließend werden Hinweise gegeben zu den baulich größten Missständen und Notwendigkeiten sowie zur Entwicklung neuer Standorte für Moscheen in Hamburg.
Hier finden Sie die Studie online: http://plan-r.net/files/Moscheen-und-Gebetsraeume-in-Hamburg.pdf
Sheikh Samir Al-Rajab Der Brückenbauer Imam der Al-Nour Gemeinde
Sheikh Samir Al-Rajab
Imam der Al-Nour Gemeinde
Sheikh Samir ist Absolvent der theologischen Fakultät Az-Zahar in Beirut. Als er damals in die Tiefgaragenmoschee geführt wurde, entsprach die Moschee nicht ganz seiner Vorstellung von einer Moschee und schon gar nicht in Deutschland.
"Als ich nach Deutschland kam, war es ein Schock. Ich dachte, ich käme nach Deutschland, einem fortschrittlichen schönen Land. Deutschland ist im Libanon und in der Welt bekannt für seinen hohen Entwicklungsstand. Doch es war Winter, es war dunkel, die Bäume waren kahl, alles war grau in grau. Und dann zeigte man mir die Moschee, die zu allem Übel auch noch in einer Tiefgarage war. Eine Moschee unter der Erde? Da wollte ich direkt wieder zurück. Doch Menschen, die bereits länger hier integriert waren, rieten mir zu bleiben."
"Wir haben eine große Verantwortung und unsere Aufgabe wächst mit der neuen Moschee Masjid Al-Nour, denn erst dann können wir richtig mit unserer Arbeit beginnen und unserer Verantwortung gerecht werden"
Gäste in der Tiefgaragen-Moschee Eine Moschee-Führung
Camal über den Islam und das Leben der Gemeinde
Einblicke in islamisches Leben
Katholische Kirche - Dominikanisches Institut Pater Richard Nennstiel Beauftragter für christlich-islamische Geschichte und Islam des Erzbistums Hamburg (Katholische Kirche)
Pater Richard Nennstiel
Beauftragter für christlich-islamische Geschichte und Islam des Erzbistums Hamburg (Katholische Kirche)
Pater Nennstiel leitet das "Dominikanische Institut für
christlich-islamische Geschichte". Was sind die größten Herrausforderungen des interreligiösen Dialogs?
"Die Geschichte zeigt, dass es immer wieder Zeiten der Konfrontation,
aber auch der Verständigung gab. Dabei muss berücksichtigt werden, dass
immer wieder machtpolitische Interessen auf beiden Seiten den Prozess
des Dialoges förderten, aber auch einschränkten."
(Dominkanisches Institut)
Evangelische-Lutherische Kirche Pastor Axel Matyba Referent und Beauftragter der Nordkirche für Christlich-Islamischen Dialog
Pastor Axel Matyba
Referent und Beauftragter der Nordkirche für Christlich-Islamischen Dialog
Er setzt sich für einen aktiven Dialog mit den muslimischen Gemeinden ein und beschreibt den Austausch, den er mit der Al-Nour Gemeinde hat.
Gelungene Integration Preisverleihungen Sozialpreis und Integrationspreis
Im Jahr 2014 bekommen die Beteiligten als Anerkennung für die gemeinsamen ehrenamtlichen Leistungen bei Integrationsarbeit, Toleranzförderung und Friedensstiftung den Sozialpreis der Diakoniestation Hamburg-Langenhorn. Zudem erhalten sie den Sonderpreis der Gemeindeaktion 2015 des evangelischen Magazins Chrismon.
Pastorin Juhl über den Sozialpreis 2014 und Integrationspreis 2015 Gutes Miteinander Preisverleihung für Dialog
Die Diakonie Langenhorn und das evangelische Monatsmagazin "chrismon" stifteten die Preise für das soziale und interreligiöse Miteinander.
8. Kapitel Die neue Moschee Masjid Al-Nour in Hamburg-Horn
Daniel Abdin Der Organisator Vorstandsvorsitzender der Al-Nour Gemeinde und der SCHURA Hamburg
Über die ehemalige Kapernaumkirche und zukünftige neue Masjid Al-Nour.
Vorstandsvorsitzender der Al-Nour Gemeinde und der SCHURA Hamburg
Seit mehr als 15 Jahren
ist Daniel
Abdin
ehrenamtlich im islamischen Zentrum Al-Nour e.V. tätig und seit zehn Jahren
Vorsitzender der SCHURA Hamburg. Er ist Mitglied des
Bezirksintegrationsbeirats Hamburg-Mitte, des
Begleitausschusses Hamburg-Mümmelmannsberg und ist im Beirat der Hamburger-Sparkassen-Stiftung. Als Vorsitzender der SCHURA, dem Rat der Muslimischen Vereine in Hamburg, verhandelte er den Staatsvertrag mit der Stadt Hamburg und unterzeichnete ihn. Als Vorstandsvorsitzender der Al-Nour Gemeinde hat er den Kauf der ehemaligen Kapernaumkirche in
Hamburg Horn und den Nachbarschaftsdialog initiiert.
Der Kaufmann und Sozialarbeiter
ist für seine Sozial- und Integrationsarbeit bekannt. Außerdem kandidierte er für die SPD in der Bezirksversammlung Hamburg-Wandsbeck.
Wahlflyer von Daniel Abdin für die SPD
Führung durch die neue Moschee Besuch auf der Baustelle
Daniel Abdin führt über die Baustelle der Masjid Al-Nour
9. Kapitel Die Martinskirche Die Kirche neben der neuen Moschee
Die evangelisch-lutherische Martinskirche ist die neue Heimat von Pastorin Susanne Juhl und den Gemeindegliedern der ehemaligen Kapernaumkirche.
Evangelisch-lutherischer Gottesdienst in der Martinskirche Pastorin Susanne Juhl beschreibt den Gottesdienst
Diakonin Ilona Dittrich und Pastorin Susanne Juhl Kinder- und Jungendarbeit in der Martinskirche
Musik und Gottesdienst Elbsound Jazz Orchestra in der Martinskirche zu Hamburg-Horn
Das Elbsound Jazz Orchestra, eine Bigband aus Wedel mit 23
Amateurmusikern aus dem Raum Hamburg, spielt Swing, Jazz, Funk und Soul. Die 20 Musiker im Alter von 20 bis 70 verbindet die Liebe zur Musik.
Was sagen die Nachbarn zur neuen Moschee? Das Seniorenzentrum "Kapernaum" gegenüber der Masjid Al-Nour
Nachdem die zwei Pastorate, der Gemeindesaal und die Kita abgerissen worden waren, ließ ein Investor hier 122 Einzelzimmer, zehn Appartements und drei Doppelzimmer für ein Seniorenwohnheim bauen. Damals gab es noch Pläne für das Kirchenschiff und den Turm der ehemaligen Kapernaumkirche. Nun wird die Kirche mit Hilfe von kuwaitischen und privaten
Spenden der Al-Nour Gemeinde saniert und umgebaut.
Was sagen die direkten Nachbarn zu der veränderten Situation?
Kapernaumkirche wird zur Masjid Al-Nour Außen Kirche, innen Moschee Das Gebäude bleibt ein Gotteshaus
Weiterführende Informationen Zusatzmaterial Links / Studien / Artikel / Positionen
Lernort Moschee
Broschüre des Landesinstituts für Lehrerbildung: Ihr Ziel ist es, die Lernorte Kirche und Moschee zu stärken und den Dialog an dem herausfordernden Lernort "Al-Nour-Moschee" zu unterstützen.
Beten in Hamburg
Eine Untersuchung von Gebetsräumen und Moscheen in Hamburg im Auftrag der drei Islamischen Religionsgemeinschaften SCHURA, DITIB und VIKZ im Zeitraum von Januar bis März 2013.
Geschichtswerkstatt
Es ist eines von über 20 Hamburger Stadtteilarchiven.Hier arbeiten Horner Bürger (und "Ehemalige") seit 1996 ehrenamtlich und tragenFotos, Texte und
Exponate zusammen, die die Geschichte des Stadtteils belegen.
Muslime kaufen Kirche
Neuer Besitzer des bereits 2002
entwidmeten Gotteshauses ist das 1993 gegründete islamische Zentrum
Al-Nour in Hamburg, bestätigte der Vorstandsvorsitzende Daniel Abdin am
Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd)
Streit um Moschee
Im
Streit um die Umwandlung einer Kirche in eine Moschee in Hamburg sind
am Samstag Bürger für ein friedliches Miteinander der Kulturen und
Religionen auf die Straße gegangen. (Meldung, März 2013)
Reformation und Islam
Impulspapier der Konferenz für Islamfragen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) aus dem Jahr 2016.
Freitagspredigt
Auf dem Youtube-Kanal der Al-Nour Gemeinde werden regelmäßig die Freitagspredigten des Imam hochgeladen und auf deutsch übersetzt.
Hamburg-Horn Die neue Masjid Al-Nour in der ehemaligen Kapernaumkirche
Multimediale Story von:
http://oezguer.uludag.net